Powersound für die christliche Jugend

Im Rahmen des 6. Jugendkirchentags der Ev. Kirche Hessen / Nassau setzte der technische Dienstleister Tischler Veranstaltungstechnik in der Erwin-Hasenzahl-Halle in Michelstadt auf die Versarray-Systeme von Peavey. Wir waren vor Ort und führten zwei Interviews zu Anforderungen und Sound der Veranstaltung sowie zu den technischen Besonderheiten der Peavey Versarrays.

Interview mit Achim Tischler, Tischler Veranstaltungstechnik
Production Partner: Der 6. Jugendkirchentag der Ev. Kirche Hessen / Nassau fand diesmal in Michelstadt statt. Sie waren für die Veranstaltungstechnik verantwortlich. Was umfasste Ihr Auftrag?

Achim Tischler: Wir wurden als technischer Generaldienstleister von der EKHN gebucht. Der Auftrag umfasste das Stellen von fünf Bühnen inklusive Licht-, Ton- und Medientechnik. Insgesamt wurden sieben Locations mit Material ausgestattet und von unseren Technikern betreut. Das Spektrum der Veranstaltungen ging von klassischer Sprachbeschallung über Musicals bis hin zu Disco- und moderner Rockmusik.

PP: Ein zentraler Veranstaltungsort war die Erwin-Hasenzahl-Halle, eine Halle, die nicht gerade nach auditiven Gesichtspunkten gebaut wurde. Was für Anforderungen kamen auf Sie zu?

Achim Tischler: Die Erwin-Hasenzahl-Halle ist eine einfache „Mehrzweckhalle“ mit Asphaltboden und Betonwänden mit Fensterelementen. An der Decke und an den Wänden wurden in jüngster Vergangenheit Dämmelemente eingebaut, die für eine Verbesserung der Akustik sorgen. Im tieffrequenten Bereich gibt es allerdings immer noch ein paar Raummoden, mit denen man einfach leben bzw. arbeiten muss.

PP: Wie haben Sie dann das Sounddesign erstellt, und welches Equipment haben Sie verwendet?

Achim Tischler: Unser Sounddesign war hier eine klassische Stereo-Beschallung mit geflogenem Line-Array und Bässen auf dem Boden. Leider ließ die Art einiger Veranstaltungen das Stellen eines „Zahnlücken-Bassarrays“ vor der Bühne nicht zu, somit mussten wir zusätzlich zu den bekannten Hallenproblemen noch die Nachteile einer Links/Rechts-Basskonfiguration in Kauf nehmen. Entschieden haben wir uns für das Peavey Versarray 212 System, bestehend aus je sechs Topteilen VR-212 und drei Bässen VR-218 pro Seite. Die Systemsteuerung erfolgte über einen Peavey-Controller Digitool MX, der via Ethernet vom FOH mittels der Digitool Utility-Software konfiguriert werden konnte. Angetrieben wurde das Ganze von Crest-Amps aus der Pro 200 Serie. Das System war in einer etwas größeren Konfiguration auch in diesem Jahr wieder auf der Agora-Stage der Frankfurter Musikmesse im Einsatz und hat uns hinsichtlich seiner akustischen Performance vollkommen überzeugt. Auf der Bühne sorgten acht Peavey QW-Monitore, angetrieben von CS-4000-Amps des gleichen Herstellers für gute Laune bei den Musikern. Als Drumfill wurde ein Groundstack aus einer Peavey VR-218 und drei VR-112 Line-Array-Modulen eingesetzt, Amping war hier wieder die Crest Pro 200 Serie mit Digitool MX Controller.

PP: Gab es Simulationen und Messungen im Vorfeld bzw. im Laufe der veranstaltungen?

Achim Tischler: Wir haben in der Woche vor dem Kirchentag bereits in der Halle anlässlich des Michelstädter Bienenmarktes, einem der größten Volksfeste im Odenwald, gearbeitet und über zehn Tage lang Live-Bands betreut. Hierfür wurden Simulationen mit EASE Pocus und Messungen mit SysTune durchgeführt. Während der ersten Veranstaltungen erfolgten mit Hilfe von SysTune und der Technikerohren noch kleinere Korrekturen am Controllersetup, um die Veränderung der Akustik durch das Publikum auszugleichen. Am FOH stand außerdem ein 2 x 31-Band „Geschmacks-EQ“ zur Verfügung, von dem allerdings wenig Gebrauch gemacht wurde. Somit war das System auch für die Anforderungen der Veranstaltungen des Jugendkirchentages bestens eingestellt.

PP: Wer hat die Veranstaltungen am FOH in der Halle gefahren? Gab es soundtechnische Überraschungen?

Achim Tischler: Betreut wurde die Bühne größtenteils von unseren eigenen Technikern, zwei Bands brachten ihren Tontechniker mit. Soundtechnische Uberraschungen gab es für uns keine, wir kennen das System schon einige Zeit. Alle Techniker äußerten sich sehr positiv über die Leichtigkeit und Musikalität, mit der das Peavey Versarray 212-System aufspielte.

PP: Mit Ihrer professionellen Rental-Firma sind Sie im Odenwald ansässig. Bedeutet dies einen Standortnachteil, oder können Sie sich — vom Land aus operierend — in der Veranstaltungsbranche behaupten?

Achim Tischler: Das Landleben im Odenwald bietet hier eigentlich nur Vorteile wie z. B. günstige Mieten, große Flächen und viel Raum fürs Privatleben. Um uns herum befinden sich die Metropolen des Rhein/Main/Neckar-Raumes. Wir bedienen den heimischen Markt, sind aber auch deutschlandweit unterwegs. Unser Unternehmen besteht seit 1988 und wir blicken vertrauensvoll in die Zukunft.

PP: Welches sind Ihre nächsten Produktionen bzw. Veranstaltungen?

Achim Tischler: Im Moment befinden wir uns mitten in der Sommersaison. Hier stehen einige kleinere Festivals, Volks- und Stadtfeste sowie auch private Firmenfeiern an.

PP: Herr Tischler, danke für das Interview.

Interview mit Sebastian Hesse, Peavey Sales & Support Germany
Production Partner: Peavey Line-Arrays sind in der deutschen Veranstaltungslandschaft noch nicht so häufig zu sehen. Wie kam es zu dem Engagement im Rahmen des 6. Jugendkirchentags in Michelstadt?

Sebastian Hesse: Zunächst eine Vorbemerkung: Seit drei Jahren stattet Peavey Commercial Audio die Agora Stage der Musikmesse Frankfurt komplett mit Beschallungstechnik aus, deshalb sind dort die verschiedenen Brands aus dem Hause Peavey Commercial Audio vertreten. Zum Beispiel wäre dort Crest Audio zu nennen, die FOH-Pulte und die Monitorpulte auf der Agora Stage sind durch die Bank analoge Crest CV 20-Konsolen, die gut klingen, intuitiv und schnell zu bedienen sind. Dazu muss ich an dieser Stelle anmerken, dass bei dem eng gestrickten Zeitplan auf der Agora keinerlei Zeit für Soundchecks vorgesehen ist. Dann wäre das Amping zu nennen, welches komplett aus der Crest Pro 200 Serie besteht. Ferner wird das gesamte System-Controlling von der Peavey MediaMatrix NION n6, einer frei konfigurierbaren DSP-Lösung, die sonst in richtig großen vernetzten Anwendungen wie z. B. Heathrow Airport oder aber auf dem mit dem Sinus Award gekürten Uni Campus Riedberg in Frankfurt zu finden ist, übernommen. Last but not least das Versarray 212, welches dort die Aufgabe der Main-PA innehatte. Vor drei Jahren lernte ich dort die Kollegen von der Firma Tischler Veranstaltungstechnik kennen, die seit vielen Jahren als zuverlässiger technischer Dienstleister für die Peavey-Messestände in Halle 4 und 8 zuständig sind. Achim Tischler fragte mich bei dieser Gelegenheit, ob wir nicht einmal Lust hätten, das Versarray in Michelstadt in einer Halle mit einem Fassungsvermögen von ca. 3.500 Personen für eine zehntägige Veranstaltung zur Verfügung zu stellen, was wir dann auch zur Zufriedenheit aller Beteiligten taten. Auf diesem Volksfest spielten etliche namhafte Kapellen aus dem Rhein-Main-Gebiet, denen auf Nachfrage „was denn da für ein PA hinge, welche sie noch nicht gesehen hätten, die aber toll klingt“, das Staunen im Gesicht geschrieben stand als der Name Peavey fiel, weil der doch eher mit Gitarren-Combos der härteren Gangart in Verbindung gebracht wird. So ergab es sich dieses Jahr, dass die Halle sofort im Anschluss an das jährliche Volksfest für den 6. Jugendkirchentag genutzt wurde. Da lag es für alle Beteiligten nahe, das erfolgreich erprobte Setup wieder an den Start zu bringen, denn die musikalische Bandbreite auf dem Jugendkirchentag forderte dem Beschallungssystem eine hohe Flexibilität ab. Das dargebotene Programm erstreckte sich von klassisch akustischer Musik über Heavey Metal bis zum Hip Hop.

PP: Die Versarray 212-Modelle sind 3-Wege-Module mit Bändchen-Hochtönern. Wie bewerten Sie Klang und Einsatzmöglichkeiten dieser Line-Array-Systeme von Peavey?

Sebastian Hesse: Zum Klangverhalten des mit vier 4,75-Planar Ribbons auf einem Manifold, zehn 2,5“-Neo Mids und zwei 12-Black Widow Neo Speaker mit 4“-Voice Coil bestückten Versarray kann ich nur sagen, dass es ein absolutes Vergnügen ist, damit zu arbeiten, weil es selbst bei hohen Pegeln nicht anstrengend wird, darauf zu mischen und zu hören, was mir auch ein Freund, der sonst eher in der Studioszene beheimatet ist, betätigte. Marc hat viele Jahre bei Sterling Sound in New York als Mastering-Ingenieur gearbeitet und ist demnach auch etwas sensibler auf Rock‘n‘Roll-Lautstärke. Bedingt durch die Ribbons haben wir keinerlei, wie bei Druckkammertreibern üblich, Kompressionsverzerrungen, was der Ermüdung des Gehörs sehr schön entgegenwirkt. Was aber nicht heißen soll, dass das Programm der härteren Gangart nicht gut mit dem Versarray funktiniert. An dieser Stelle möchte ich zum Beispiel auf die Jägermeister Stage auf dem Mayham Festival in den Staaten hinweisen, wo richtig laute Bands wie Hatebreed, Trivium oder Walls of Jericho dem Versarray vertrauen. Ich sehe die Box aber auch in Installationen wie z. B. Theatern, Hotels oder Live Clubs. In hochwertigen Diskotheken kann ich mir das Versarray auch sehr gut vorstellen.

PP: Wie weit ist der Systemgedanken zur Zeit rund um das Versarray 212 gediehen (Amping, Controlling, ergänzende Lautsprecherprodukte), und welche Art von Anwenderunterstützung wird geboten?

Sebastian Hesse: Zurzeit gibt es das Versarray 212 und den kleinen Bruder, das Versarray 112, welches mit einem 12“-Black Widow und zwei 4,75“-Ribbons auf einem Manifold bestückt ist. Zudem gibt es von Peavey eine recht schöne selbstgepowerte 12“ / 4,75“ Ribbon Box, die mit Impulse 12D denselben Ribbon verwendet, wie er im Versarray enthalten ist. Die Box benutze ich ganz gerne als Nearfill, weil sie dasselbe seidige Klangverhalten über den gesamten Nutzpegelbereich wie das Versarray hat. Als System Controller kommt bei mir, wie schon erwähnt, das MediaMatrix NION n6 zum Zuge. Aber hier in Michelstadt haben wir ein Setting für das Digitool von Peavey gemacht, was dem hier verantwortlichen FOH-Mann Michael Markgraf fast noch besser gefällt als die NION-Settings. Das Digitool ist eine preiswerte, voll programmierbare 8-in-8-Matrix, die über acht Mic/Line-Inputs mit schaltbarer Phantompower und acht Outputs verfügt - also auch hier wieder ein Produkt aus der, wie ich finde, zu Unrecht genannten „Installationsecke“ von Peavey Commercial Audio. Die Amps sind natürlich Crest Pro 200 Serie. In den Staaten gibt es komplette Turnkey-Systemracks, die mit einer Powerdistro, einer Anschlussbay, den entsprechenden Amps sowie dem Digitool bestückt sind. Bei Bedarf werden wir diese natürlich auch auf dem europäischen Markt anbieten.

PP: Mit welchen Bass-Konfigurationen sind die Versarray-Module am besten kombinierbar?

Sebastian Hesse: Als Bass haben wir für das Versarray 212 den mit zwei 18“-LoMax bestückten Versarray 218 Sub, wobei wir pro Topteil einen halben Bass empfehlen. Als Beispiel kommen auf sechs Tops dann drei Subs. Wenn sehr basslastiges Programm geboten wird, oder man einen Zeltboden hat, der die Schallenergie aufsaugt wie ein Schwamm, empfehle ich gerne auch mal ein paar Subs mehr mitzunehmen. Die Box kann im „Separate Wire Mode“ gefahren werden - sprich jeder Speaker wird über ein Paar des Speakon NL4 versorgt —‚ was ich ganz gerne mache, weil ich dann auf einem Amp drei Kabinette laufen lassen kann. Der Amp wird dann auf jeder Seite mit ca. 2,7 Ohm belastet und fühlt sich somit sehr wohl. Außerdem gibt es noch eine Single 18“-Box für das kleine Versarray. Der für die Agora Stage zuständige System-Ingenieur Roman Pyko und ich haben vor, einige Presets wie Endfire Array, Cardioid, usw. zu entwickeln.

PP: Wie sind zurzeit Vertrieb, Support und Service für professionelle Peavey-Produkte in Deutschland aufgestellt?

Sebastian Hesse: Der Vertrieb, Support und Service für Peavey Commercial Audio wird komplett aus Corby UK abgewickelt und koordiniert. Es macht für uns keinen Sinn, einen Haufen teurer Vertriebsbüros und Niederlassungen zu unterhalten, sondern wir möchten, dass der Kunde „Best Value for Money“ erhält. Dies erreichen wir natürlich nur mit der Bündelung von Ressourcen und der damit einhergehenden Kostenreduktion. Außerdem haben wir mit PMS in Minden einen Partner, der als offizielles Servicecenter für Peavey Commercial Audio agiert. Somit ist, falls etwas in der für die meisten Peavey-Produkte üblichen fünf Jahren Garantie passieren sollte, schnelle und kompetente Hilfe gewährleistet. Ergänzend möchte ich an dieser Stelle noch einmal Ihre Frage nach Anwenderunterstützung aufgreifen: Natürlich sind wir hier in Europa ein sehr kleines Team, was in Deutschland aus Christoph Sesseck und mir besteht. In UK haben wir dann noch vier Kollegen, die uns bei Zeiten auch in Deutschland unterstützen. Wir sind aber stets darum bemüht, einen wirklich engen und persönlichen Kontakt zu unseren Usern zu halten.

PP: Herr Hesse, danke für das kurze Interview.

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